Felix Zarbock (14) ist Weltmeister an den Bechern. Das erste Becherset bekam der Tungendorfer von seiner Nachhilfelehrerin geschenkt.
Die deutsche Übersetzung „Becher stapeln“ findet Felix Zarbock nicht ganz treffend. Und der 14-jährige Tungendorfer muss es schließlich wissen, denn er ist Weltmeister im „Sport Stacking“ (der Courier berichtete). Bei dieser aus den USA stammenden Sportart geht es darum, Becher in möglichst kurzer Zeit zu bestimmten Pyramidenformationen auf- und wieder abzustapeln.
Die speziellen Becher haben keinen Boden oder sind dort stark perforiert. Das ist wichtig, denn sonst würden sie durch die Reibung aneinander haften. Zum Sport gehören noch eine Matte, damit es nicht so klappert, und ein so genannter Timer. Das ist ein Zeitmesser, der sogar Tausendstelsekunden erfasst.
Der Wettkampf auf einem Turnier wie jetzt der Weltmeisterschaft im bayerischen Speichersdorf wird gestartet, indem der Spieler beide Hände auf die Kontaktfläche des Timers legt. „Hände hoch, Becher stapeln, Hände auf den Timer – fertig“, sagt Felix. In der längsten Kombination, dem sogenannten Cycle (Kreis), benötigt man für die sechs Pyramiden etwa 40 Handgriffe. „Und wenn man gut ist, dauert das nur fünf Sekunden“, sagt Felix.
Kein Wunder, dass die Wettkämpfe mit Hochgeschwindigkeitskameras aufgezeichnet und kontrolliert werden, denn das bloße Auge kommt bei diesem Tempo nicht mit. Schließlich müssen die Figuren stimmen, und kein Becher darf umfallen. „Ich mache zuerst immer einen Sicherheitsversuch. Wenn das klappt, gehe ich auf Risiko“, nennt Felix seine Wettkampftaktik.
Seit drei Jahren betreibt er seinen Sport. Den Impuls dafür gab sein Naturkundelehrer Andreas Reischuck an der Gemeinschaftsschule Brachenfeld. „Mein erstes Becherset habe ich von meiner Nachhilfelehrerin geschenkt bekommen. Ich habe eine Lese-Rechtschreibe-Schwäche, und diese Konzentrationsübung Sport Stacking hilft ungemein. Ich habe jetzt eine 2 in Deutsch, in der Grundschule war es eine 4“, sagt Felix Zarbock, der nicht ganz zufällig auch ein Fan vom Zauberwürfel ist.
Seit eineinhalb Jahren ist Felix auch Mitglied der deutschen Nationalmannschaft. Speichersdorf war bereits die zweite WM für Felix, der vor zwei Jahren bei nationalen Titelkämpfen sein erstes Turnier bestritt und gleich einen Titel holte. Felix ist ein Naturtalent. „Wenn ich Zeit genug habe, wie zuletzt in den Osterferien, trainiere ich ein bis drei Stunden täglich, sonst etwa eine halbe Stunde pro Tag. Freitags länger, denn dann wird im Verein trainiert“, sagt Felix.
Der Verein, das ist das Sport Stacking Team Quickborn. „Leider gibt es in Neumünster keinen Verein“, sagt Felix’ Vater Jens Zarbock, der sich als Teammanager des Vereins engagiert. Auch die Mutter Gabi und die Schwester Juliane (16) unterstützten Felix und fiebern bei seinen Wettkämpfen mit. Das gemeinsame Training ist wichtig. „Das fördert den Teamgeist. Außerdem gibt es ja auch noch das Doppel und die Staffelwettbewerbe“, sagt Felix.
Die Sport-Ausrüstung ist erschwinglich. Ein Bechersatz kostet etwa 20 bis 25 Euro, die Matte 15 Euro, ein Timer 35 Euro. Teurer mit rund 125 Euro ist ein Display, das die Zeit auch anzeigt. Insofern hat Felix schon ein kleines Vermögen angehäuft, denn in seinem Zimmer stapeln sich etwa 100 Bechersätze.
Nicht kaufen, sondern verdienen muss man sich das Nationaltrikot. Durch den Trikottausch bei Titelkämpfen hat Felix inzwischen auch schon Trikots aus den USA, Neuseeland und Brasilien ergattern können.
Bild und Text: Rolf Ziehm