Wilhelm Bühse nimmt das Stativ in die Hand und blickt aus kurzer Distanz in die Kamera: „Bist Du schon eingeschlafen?“, fragt der Museumspädagoge der Herbert-Gerisch-Stiftung. So geht das aber nicht!“ Doch es hakt nur kurz das Bild, dann ist Florian im Klassenraum der Gemeinschaftsschule Brachenfeld (GS) wieder „lebendig“, im Hintergrund winken andere Schüler. „Wir brauchen noch einen WLan-Verstärker hier unten“, sagt Brigitte Gerisch. Wie alle anderen im Raum ist sie ansonsten begeistert vom neuen Programm Kultur Digital. Ab sofort müssen Schüler nicht mehr in die Villa Wachholtz reisen, um Ausstellungen und Museumspädagogik zu erleben. Dank der von der Sparkassenstiftung Südholstein finanzierten und von den Medienscouts der GS zur Verfügung gestellten Tablet-Ausrüstung ist Kunst-Unterricht nun digital und live direkt aus der Stiftung möglich.
„Nähe zeigen, aber Abstand halten. Das ist unser Ziel“, sagt Wilhelm Bühse mit Blick auf die Corona-Pandemie. Schulrätin Bettina Becker nickt anerkennend: „Das ist zukunftsträchtig. Auch nach Corona.“
Mit im Boot sitzt das Museum Tuch + Technik. Von dort werden Filme in den künftigen Live-Unterricht eingespielt. Direktorin Astrid Frevert: „Das ist eine gute Ergänzung zu unserem analogen Angebot.“ Seit Jahren unterstützt die Sparkassenstiftung bereits das Programm Kultur trifft Schule, das Bühse bisher für Schüler aller Altersstufen vor Ort mit den Kindern abhielt. Alleine 2019 reisten 19 Schulen mit 55 Klassen sowie zwei Kitas mit fünf Gruppen an. Nun trägt er ein Stativ mit sich herum, bereitet sich auf ein etwas anderes Arbeiten mit seinem gleichen Charme vor. „Mir wird das Gewusel um meine Beine fehlen.“
Ulf Eichler ist Technik- und EDV-Lehrer der GS. Er preist die Vorteile an: „Kunstunterricht ist nun auch aus der Quarantäne möglich. Wir Lehrer können uns da reinschalten und auch bewerten, wie jeder mitarbeitet.“ Aufwändig geplante Klassenfahrten an die Hauptstraße sind nicht mehr nötig. Das spart Zeit und Geld. Apropos Geld: Für Schulen im Geschäftsgebiet der Sparkasse Südholstein übernimmt die Stiftung alle Kosten. Theoretisch möglich ist aber auch, dass Klassen aus ganz Deutschland und weltweit so ins Museum und die Stiftung kommen. Stadtrat Carsten Hillgruber: „Es ist toll, wie alle zusammenarbeiten. Neumünster wird dadurch bekannter.“
Text und Bild: Christian Lipovsek, SHZ NeumĂĽnster, Courier: Mo., 17.08.2020, S.6