Rund 350 musikbegeisterte Zuhörer verfolgten die Uraufführung von „Peace“ in der Anscharkirche.
Kaum zu glauben, aber auch außerhalb des Kunstfleckens kann sich die Stadt derzeit außergewöhnlicher Konzertereignisse rühmen: In der Anscharkirche erlebten am Sonntag rund 350 Musikfreunde eine Uraufführung: „Peace – Cantata in Jazz“, ein zweiteiliges Wer, ließ aufhorchen.
Die Kantate ist ein Zyklus von thematisch zusammenhängenden Vertonungen unterschiedlicher Gedichte von Autoren aus über drei Jahrhunderten, die verschiedene Aspekte von Krieg, Gewalt und Frieden thematisierten. „Peace“-Komponist Lars Scheffel (Kiel) bezeichnete sein Werk als „Wunsch und kompositorisches Experiment“. Wunsch in dem Sinne, dass das Werk mit dem Gebet „Dona nobis pacem“ (Herr gib uns Frieden) beginnt und angesichts der kriegerischen Ereignisse in der Welt ein zeitloser Wunsch bleibt. Das Experiment ist mehr als gelungen, wie der tosende Beifall der Konzertbesucher zeigte.
Schon das Ensemble kündigte Spannendes an: Neben den Streichern Bethany Webster, Johanna Lehr, Eckhard Ullrich, Kira Pohlmann, Elisabeth Smolic, Frauke Diedrichsen (alle Violine), Heike Peters und David Grenz (Bratsche), Inga Rau und Thomas Petersen-Anraad (Violoncello) sowie der Gesangsolistin Stephanie Andronis (Kiel) fiel der Kieler Rockband „So What“ eine tragende Rolle zu.
Stephanie Andronis übernahm gemeinsam mit Dirigent Christian Schröder (als Sprecher) in fünf Abschnitten die berichtenden Teile der Dichtung, der Eltern-Ehemalige-Lehrer-Chor der Gemeinschaftsschule (GS) Brachenfeld (Elch) sang die Teile, in denen Gruppen zu Wort kamen, Band und Streicher verbanden musikalisch die Teile. Solistin Stephanie Andronis konnte die Handlung frei interpretieren. Mit dem Rock-Oratorium für Solisten, Chor und Band „Eversmiling Liberty“ gestalteten „So What“, die Solisten Stephanie Andronis, Thies Thode und Sprecherin Bea Parlitz den zweiten Teil. Als chorale Begleitung standen die „Chorios“, der Oberstufenchor und Elch der GS Brachenfeld auf der Bühne.
Die historische Quelle für das Rock-Oratorium sind die Makkabäerbücher im Alten Testament. Die Komponisten con „Eversmiling Liberty“, Erling Kullberg und Jens Johannsen, stützen sich dabei auf die Musik von Georg Friedrich Händel (Judas Makkabäus). Die alttestamentarischen Texte über die Verzweiflung, den Kampf gegen die Fremdherrschaft und die Hoffnung des judäischen Volkes muten heute etwas fremd an.
Im Zentrum standen jedoch die zwei Solisten: Thies Thode verlieh dem Judas mit seiner modulationsfähigen Stimme Überzeugungskraft. Stephanie Andronis interpretierte Hoffnung, Liebe und Frieden gemeinsam mit allen anderen Akteuren mit Groove und Funk und bot mitreißende Gospelsongs. Tosender Beifall erfüllte am Schluss das Kirchenschiff. Von den Protagonisten nicht beabsichtigt: Das Konzert bot einen exzellenten Beitrag zum Gedenkjahr 2014 der beiden großen Kriege des vorigen Jahrhunderts.
Text und Bild: Merz (Quelle: http://www.shz.de/lokales/holsteinischer-courier/grosser-beifall)