SchĂĽler der Gemeinschaftsschule Brachenfeld gaben im Friedenshain ihre Gedanken zum Thema Krieg und Erinnerung wieder.
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Funktioniert es, eine Gedenkzeremonie mit einem Poetry Slam – einer Art modernem Dichterwettkampf – zu kombinieren, um auch junge Leute für das Gedenken zu gewinnen? Seit gestern wissen wir: Ja, es funktioniert gut. Schüler der Gemeinschaftsschule Brachenfeld haben sich mit der Geschichte des Volkstrauertages befasst und Texte dazu ausgearbeitet, die sie auf der zentralen Gedenkfeier zum Volkstrauertag im Friedenshain vortrugen. Eine bewegende Stunde.
„Ich habe mich inhaltlich nicht eingemischt. Die Schüler des Geschichtsprofils des 13. Jahrgangs haben alle Texte selbst entwickelt. Vier Wochen Unterrichtszeit haben sie investiert“, erzählte ihre Lehrerin Kathrin Boyens. Die Schüler hatten sich die Fragen gestellt, was der Krieg mit ihrer eigenen Familie gemacht hat. Sie haben sich über Auswirkungen heutiger Krisen Gedanken gemacht wie auch über die Bedeutungen von Volkstrauertag und Friedenshain. Der fiktive Brief eines Soldaten, in dem er seiner Gefühle an der Front preis gibt, und ein Gedicht über die Flucht gingen ganz besonders unter die Haut.
„Bei der Ausarbeitung dieser Themen haben die Schüler tausendmal mehr gelernt, als ihnen jede Geschichtsstunde hätte beibringen können“, begrüßte die Lehrerin das Projekt. Begonnen hatte es, nachdem Propst Stefan Block an der Schule vorgesprochen hatte.
Die Idee dahinter ist, den Volkstrauertag auf eine neue Basis zu stellen. „Der Gedanke und das, wofür der Trauertag steht, muss in den Köpfen aller Menschen erhalten bleiben. Wir mussten den Volkstrauertag insbesondere auch verstärkt für junge Leute ansprechend gestalten“, sagte der Oberbürgermeister in seiner Ansprache. Zuvor erinnerte er an die Abermillionen Menschen die während der zwei Weltkriege ihr Leben ließen. Und an die Menschen, die heute noch in der Ukraine, in Syrien und anderswo Krieg und Gewalt zum Opfer fallen. „Alle Kriege haben gezeigt, wie schnell Werte wie Menschlichkeit, Freiheit, Gerechtigkeit, Respekt, Toleranz oder Vertrauen verloren gehen. Werte, die essenziell wichtig sind für ein gemeinsames und friedliches Miteinander“, so der Verwaltungschef.
Im Anschluss an die Feier im Zelt zogen die Besucher zum Totengedenken mit Kranzniederlegung zum Ehrenmal im Friedenshain. Danach gedachte auch der Bund Deutscher Vertriebener der vielen Toten, die auf der Flucht und bei der Vertreibung ihr Leben verloren .
„In Zukunft wäre es wünschenswert, wenn die Bereitschaft zur Mitarbeit wie ein Staffelholz von Schule zu Schule getragen wird“, wünschte sich Propst Block eine Fortsetzung der außergewöhnlich berührenden Feier.
Text und Bild: Benjamin Steinhausen
Quelle: http://www.shz.de/lokales/holsteinischer-courier/schueler-gestalteten-bewegende-feier-id8209761.html