Die Autorenlesung zu Frank Nonnenmachers Buch: „Du hattest es besser als ich!“ fand am Montag, dem 26.1.2015 in der 5. und 6.Stunde im Theatersaal statt.
Anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus am 27.1.2015 hatte Susanna Mausolf diese Lesung intiiert. Der Themenschwerpunkt war Opfer des Nationalsozialismus sowie Kleinkriminelle.
Behandelt wure die unterschiedliche Entwicklung zweier Brüder z.Zt. der Weimarer Republik, in der Zeit des Nationalsozialismus, im 2. Weltkrieg und danach.
Inhalt des Buches:
Die beiden Brüder Gustav und Ernst Nonnenmacher, beide zu Beginn des 20. Jahrhunderts geboren, erleben den 1. Weltkrieg, die Weimarer Republik, die Hitler-Diktatur, den 2. Weltkrieg sowie das Deutschland der Nachkriegszeit auf sehr unterschiedliche Weise. Während Gustav im Waisenhaus aufwächst, eine Lehre zum Holzbildhauer macht, im 2. Weltkieg als JU52-Pilot eingesetzt und nach dem Krieg als Bildhauer tätig wird, wächst Ernst bei seiner Mutter auf, wird zum Kleinkriminellen und lebt in Notgemeinschaft mit einer Prostituierten. Konstantin Wecker schreibt über ihn: Ich habe Ernst vor 25 Jahren im Mainzer Unterhaus als Menschen kennengelernt, der als Asozialer und Wehrunwürdiger ins KZ gesteckt wurde. Die Würde sollte ihm genommen werden, aber er ist ein aufrechter Antifaschist geblieben. Das Lied vom Sturmbannführer Meier habe ich ihm gewidmet.
Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.07.2014
Rezensent Hanning Voigts hat mit Frank Nonnenmachers Doppelbiografie „Du hattest es besser als ich“ ein bewegendes Buch gelesen, das nicht nur die unterschiedlichen Lebenswege zweier BrĂĽder nachzeichnet, sondern auch einen provokativen Einblick in das 20. Jahrhundert in Europa liefert. Beides ist hier unmittelbar miteinander verknĂĽpft, informiert der Kritiker: Während Nonnenmachers Vater, der Bildhauer Gustav Nonnenmacher, von der Mutter ins Pflegeheim gegeben wird, später als Pilot an der Front zum naiv-verträumten, aber doch „hochdekorierten Fliegerhelden“ avanciert und schlieĂźlich ein Leben lang sein Verdrängen des Massenmordes bereut, wächst der Onkel des Autors, Ernst, bei der Mutter in proletarischen Verhältnissen auf, gerät zunächst in ein halbkriminelles, kommunistisches Milieu, dann als Zwangsarbeiter ins KZ Sachsenhausen, um schlieĂźlich auch nach Kriegsende als „Asozialer“ verleumdet zu werden. Voigts zeigt sich neben der gewissenhaften Recherche des Autors tief beeindruckt von der einfĂĽhlsamen und zugleich distanziert ĂĽberblickenden Erzählweise Nonnenmachers.