Philosophie
Was ist Philosophie? – Vorstellung des Faches
(Bertrand Russell, 1872-1970)
Man kann Philosophie lernen und man kann Philosophieren lernen. Beides gehört in den PhiloÂsoÂphieunterricht. Ersteres erlernt man, indem man verschiedene Positionen beÂkannter PhiÂloÂsophen argumentativ nachvollzieht und vor ihrem zeitgeschichtlichen wie philoÂsophieÂgeschichtlichen Hintergrund reflektiert.
Philosophieren lernen hat demgegenĂĽber weniger mit der Aneignung von philosophischem Wissen zu tun, sondern erfordert und fördert die Fähigkeit Gewohntes und Bekanntes in Frage zu stellen, zu staunen und die Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Ein Philosoph, im Altgriechischen der Freund der Weisheit, hat gelernt zu denken, dabei folgerichtig, das heiĂźt logisch stringent, aber möglicherweise auch kreativ vorzugehen, um den Dingen auf den Grund zu gehen. Das Ziel dieses Denkens besteht darin, den eigenen Standpunkt zu beleuchten oder ĂĽberhaupt erst einmal einen Standpunkt herauszubilden. Dabei befindet der Philosoph stets im gegenseitigen AusÂtausch mit anderen Philosophierenden. Am Ende steht häufig kein fertiges Gedankengebäude fest, sonÂdern es bleiben Fragen offen, die ein Weiterdenken erfordern. Philosophie ist somit nicht nur eine Tätigkeit, sondern eine Art Lebenseinstellung.
FraÂgen, wie „Sind Tiere weniger wert als Menschen?“ und „Welchen Sinn hat das menschliche DaÂsein?“ oder „Woher können wir wissen, dass unsere Welt real ist, und nicht bloĂź ein Traum oder eine Matrix?“ beschäftigen Menschen auch auĂźerhalb des Philosophieunterrichts. Wer das Fach in der Schule wählt, kann diese Auseinandersetzung vertiefen. Dabei steht die eigene Position, stehen die eigenen persönlichen Fragen im Mittelpunkt, die Positionen der bekannten Philosophen dienen als Weg und Werkzeug, um zu einem eigenen begrĂĽndeten und reflektieren Standpunkt zu gelangen. Im Zuge der Moderne und der Herausbildung verschiedener wissenschaftlicher ForschungsÂrichtÂungÂen wie Psychologie, Neurowissenschaften, Völkerkunde usw. versteht sich Philosophie immer auch als interdisziplinäres Fach, das AnknĂĽpfungspunkte in anderen Schulfächern wie BioÂlogie, WiPo, GeÂschichte, Deutsch, Physik etc. findet.
Wer philosophiert, der folgt dem aufklärerischen Wahlspruch des Philosophen Immanuel Kant „Sapere aude!“ – Trau dich, deinen eigenen Verstand zu nutzen!
Der Philosophieunterricht schult in besonderem Maße die Abstraktions-, Argumentations- sowie Reflexionsfähigkeit und orientiert sich dabei thematisch an den folgenden kantischen Fragen:
- Was kann ich wissen? (Erkenntnistheorie)
- Was soll ich tun? (Ethik)
- Was darf ich hoffen? (Metaphysik)
- Was ist der Mensch? (Anthropologie)
Halbjahresthemen in der Oberstufe
11.1 Einführung in das philosophische Denken – Anthropologie
(Bsp.: Wie unterscheidet sich der Mensch vom Tier? Wer bin ich, wie sehen mich die anderen?)
11.2 Wahrnehmen, Erkennen und Denken – Erkenntnistheorie
(Bsp.: Ist die Welt so, wie wir sie wahrnehmen? Gibt es Erkenntnisse, die wirklich gewiss sind? )
12.1 Ethisches Begründen, Urteilen und Handeln – Ethik
(Bsp.: Inwieweit sind wir frei und damit verantwortlich fĂĽr das, was wir tun? Warum soll ich ĂĽberhaupt moralisch handeln?)
12.2 Metaphysisches Fragen und Deuten – Metaphysik
(Bsp.: Warum gibt es so viel Leid auf der Welt, wenn Gott doch allmächtig und gütig sein soll? Wie gehen wir mit dem Tod um?)
(Wittgenstein, 1889-1951)