Gesamtkunstwerk Schule

15. Juni 2015 | Von | Kategorie: Lesenswertes, Oberstufe

21 große Meister an den WĂ€nden: Hans-Ullrich Gyllenberg hinterlĂ€sst an der Gemeinschaftsschule Brachenfeld ein Lebenswerk.

Gesamtkunstwerk_Schule

Ein letztes Mal posieren Hans-Ullrich Gyllenberg, Doreen Petersen (von links), Lucie Keller und Maria Burmeister vor der Reproduktion von Picassos Werk „Les Demoiselles d‘Avignon“. Foto: S. Wittorf

Junge Menschen mit Bildender Kunst zu umgeben, das hatte sich Hans-Ullrich Gyllenberg fest vorgenommen, als er im Februar 1978 seine Arbeit als Kunsterzieher an der (damaligen) Gesamtschule Brachenfeld aufnahm. Noch im gleichen Jahr begann er gemeinsam mit seinen SchĂŒlern, großformatige GemĂ€lde und Plastiken zu erstellen und sie in den GĂ€ngen und Hallen des weitlĂ€ufigen SchulgebĂ€udes zu installieren. 21 Reproduktionen wichtiger Werke der Kunstgeschichte sind im Laufe der Zeit entstanden; so wurde die IGS zum Gesamtkunstwerk. Generationen von SchĂŒlern haben daran mitgewirkt. Anfang diesen Jahres wurde der 65-jĂ€hrige Hans-Ullrich Gyllenberg in den Ruhestand entlassen. Nun ist er auf dem Weg in Richtung Schweden, um dort als PensionĂ€r seinen Lebensabend zu verbringen. Vorher traf sich der leidenschaftliche Kunsterzieher noch einmal mit dem Courier an der StĂ€tte seines 37 Jahre wĂ€hrenden Schaffens.

Im Gang warteten bereits Maria Burmeister, Lucie Keller und Doreen Petersen. Die drei OberstufenschĂŒlerinnen haben an der Reproduktion eines Werks von Pablo Picasso mitgewirkt. ,„Les Demoiselles d‘Avignon‘ von 1907 gilt als das erste kubistische Bild und ist deshalb fĂŒr die Kunstgeschichte von großer Bedeutung“, erlĂ€uterte Gyllenberg. Sie seien alle drei sehr kunstinteressiert, erklĂ€ren die ElfklĂ€sslerinnen ihr Engagement. „Durch diese Arbeit lernen wir nicht nur die Theorie kennen, wir haben auch praktische Erfahrungen beim Farbenmischen gesammelt. Und wir konnten unser Wissen sogar weitergeben“, freute sich Lucie Keller.

WĂ€hrend die drei jungen Frauen malten, blieben MitschĂŒler stehen und fragten interessiert nach. Das freute natĂŒrlich immer auch Hans-Ullrich Gyllenberg. Er erlĂ€uterte die Standorte der jeweiligen GemĂ€lde. „Mir war es wichtig, die wegweisenden Werke der Kunstgeschichte in ihrer Beziehung zueinander an die WĂ€nde der Schule zu malen und gleichzeitig die Raumstrukturen des GebĂ€udes zu berĂŒcksichtigen“, beschrieb er sein Konzept. Matisses „Blauer Akt“ fand sein GegenĂŒber in Gustav Klimts „Kuss“. Dass Position und Ausmaß der beiden Meisterwerke dabei auf Decken- und Bodenlinien abgestimmt wurden, zeugt von Gyllenbergs Respekt fĂŒr die Architektur des SchulgebĂ€udes.

Auf die Frage, warum er mit seiner Auswanderung nach Schweden eine solch große Distanz zwischen sich und seinem „Lebenswerk“ herstelle, antwortete Hans-Ullrich Gyllenberg: „Das hat einen ganz einfachen Grund. Neben der Kunst gehört meine Leidenschaft den Schweden. Als 15-JĂ€hriger war ich das erste Mal dort, und seit 1980 verbringe ich sĂ€mtliche Ferien in Sunne VĂ€rmland. Als PensionĂ€r kann ich es mir nicht leisten, vier Mal im Jahr nach Schweden zu reisen. Deshalb habe ich meine Wohnung in NeumĂŒnster aufgegeben und mir eine neue in Sunne VĂ€rmland gesucht. Mein Urlaubsziel heißt jetzt NeumĂŒnster. In den Herbstferien komme ich zu Besuch.“

Text und Bild: Susanne Wittorf
Quelle: http://www.shz.de/lokales/holsteinischer-courier/er-machte-die-schule-zum-gesamtkunstwerk-id9897156.html

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